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"Freizeit der Freude" im Kloster Godoncourt


Wann: 10.07.2023<

Vom 5. bis 10. Juni 2023 organisierte unsere Pfarrei ein Zeltlager für Kinder im Kloster Godoncourt. So machten sich 35 Kinder aus der Gemeinde in Begleitung von 15 Erwachsenen am Pfingstmontag nach der Heiligen Messe auf den Weg in das schöne Nachbarland, begleitet von Vater Dr. Nicolae Gilla, der Preybytera Adina und dem jungen Theologen Dr. George Nicoscoveanu. 
Der erste Halt wurde auf dem rumänischen Friedhof von Soulzmatt eingelegt, wo den gefallenen Helden unserer Nation mit Gebet und Gedenken gedacht wurde. Die Kinder wurden zusammen mit allen Teilnehmern aufgefordert, mindestens einen der dort Begrabenen auszuwählen, den sie während der gesamten Freizeit und so weit wie möglich danach in ihren persönlichen Gebeten tragen sollten. Nach einer anstrengenden Reise aufgrund der warmen Temperaturen waren die Gastfreundschaft von Mutter Äbtissin Doroteea und die Kühle der alten Klostergebäude sehr willkommen. 
Für diese Freizeit wurde ein besonderer Ort gesucht, an dem die Kinder die Möglichkeit haben, die Zeit intensiver unter spirituellen Gesichtspunkten zu verbringen und wahrzunehmen, einander näher zu kommen und die Schönheit der authentischen rumänischen Spiritualität zu entdecken. Das Kloster Godoncourt erfüllt diese Anforderungen voll und ganz.
Die Heilige Messe und die Morgen- und Abendgebete waren Balsam für die Seelen aller Teilnehmer. Die Gebete wurden ausschließlich von den Kindern unter der Leitung von Vater Nicholas und George gesprochen. Jeden Abend und jeden Morgen wurde ein anderes Kind zur Vorsteher*in des Chores ernannt und war dafür verantwortlich, die Reihenfolge der Gebete in der Kirchenbank zu organisieren. Den Ton für das gesungene Troparion gab ein kleines Mädchen an, das sich mit Musik auskannte. So wurden die Kinder in die Gottesdienste einbezogen und aktiv beteiligt. Die Auswirkungen und die Freude über dieses Engagement waren dementsprechend. Niemand stellte die Frage: "Wie lange noch dauert der Gottesdienst?" Die Auswirkungen sind noch immer in der Gemeinde zu spüren, wo mehr Kinder aktiv im Kirchenchor mitwirken und einige von ihnen ihre Eltern jetzt früher in die Kirche "mitbringen". Beim Abendgebet sprachen alle fünfmal das Jesusgebet. Selbst die Schüchternsten verspürten das Bedürfnis und den Wunsch, das Gebet selbst zu sprechen. Die Eltern berichten, dass die Kinder zu Hause die Gewohnheit beibehalten haben, das Jesusgebet beim Abendgebet mit ihrer Familie laut zu sprechen. Sie haben auch festgestellt, dass sie sich viel mehr mit "Kirchenliedern" beschäftigen, die manchmal harmonisch ihre Spiele begleiten.
Das Ambiente des Klosters, in dem einige Räume wie ein kleines traditionelles rumänisches Museum eingerichtet sind, vermittelte ein Gefühl von Heimat. Mit Erlaubnis der Mutter Äbtission durften sich die Kinder in Volkstrachten kleiden, die sie dann in einer sehr originellen Parade voller Farbe und Lächeln präsentierten. In diesen Museumsräumen fand auch ein Workshop statt, in dem traditionelle Motive genäht und kleine Schmuckstücke hergestellt wurden. Die Gelegenheit, den Kindern und Erwachsenen die Volkstraditionen näher zu bringen, wurde rege genutzt, da sie von diesem Nähhandwerk begeistert waren.
Mutter Doroteea stellte das Kloster vor, erzählte über das Leben im Kloster und hielt Vorträge über die Geschichte des rumänischen Volkes ab, die für Jung und Alt willkommen und interessant waren. 
Das Programm der Freizeit war vielfältig und abwechslungsreich, mit Momenten der Entspannung, Spielen im Freien und Momenten der Sammlung, Besinnung und Verinnerlichung. Die Lage des Klosters ist in dieser Hinsicht optimal und bietet Raum und Möglichkeiten, die freie Zeit im Freien zu verbringen. Die Kinder konnten auf Baume klettern, Fußball und andere Mannschaftsspiele spielen, die Natur beobachten, am Fuße des Kreuzes im Innenhof beten und Wasserballons hinterherjagen – es war wie in einem Paradiesgarten.
Vater Nikolaus erklärte den Kindern die Proskomidien und stellte mit ihnen die kleinen Brote für die Messe her. Jeder hatte die Möglichkeit, sein eigenes kleines Brot zu backen. Auch Geduld und Ausdauer wurden gefördert. Wer das kleine Brot nicht sofort aß, bekam am nächsten Tag zwei - natürlich ebenfalls frisch gemacht. Ausgehend von der Frage "Was bedeutet es, orthodox zu sein?" forderte George die Jugendlichen zu einer Diskussion über das Für und Wider zu diesem Thema heraus. Die Jugendlichen modellierten, zeichneten, entdeckten die Welt unter dem Vergrößerungsglas und sahen die vielen Wunder, die Gott geschaffen hat. Die Mädchen hatten die Gelegenheit, sich von Roxana die Haare kämmen und flechten zu lassen. Der Fotoworkshop eröffnete neue Perspektiven auf die Kunst der Fotografie und die Fotografie selbst. Mit minimalen Requisiten führte die Umsetzung des Gelernten zu wunderbaren Effekten. Es fehlte nicht an Übungen, um zur Ruhe zu kommen und sich seiner Sinne bewusst zu werden: Atmen, Sehen, Hören und Tasten. Einer der Tage war einem Ausflug in einen nahe gelegenen Park gewidmet, wo es Mannschaftsspiele voller Spaß und guter Laune, ein Picknick, eine Bootsfahrt auf dem See und zum Abschluss eine Eistüte wie in unseren Kindertagen gab. Natürlich gab es auch eine Talente-Nacht und ein Lagerfeuer. Die Talente-Nacht offenbarte unbezahlbare Gaben Gottes, die sich in den Talenten der Kinder und der älteren Kinder widerspiegelten. Das Spiel "Schutzengel" begleitete die gesamte Freizeit und gab den Teilnehmern die Möglichkeit, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen, zu lernen, den Menschen in ihrer Umgebung Freude zu bereiten und ein Geschenk mit Liebe und Sorgfalt zu geben und zu empfangen.
Die Freizeit war in erster Linie für Kinder gedacht, aber auch einige Eltern nahmen daran teil. Also gab es eine breite Altersspanne von 2 bis 50 Jahren. Jeder beteiligte sich so gut er konnte. Adrian, einer der Väter, von Beruf Koch, koordinierte die Zubereitung der Mahlzeiten - eine Delikatesse! Die anderen halfen beim Kochen, Einkaufen, Putzen, waren für die jüngeren Kinder zuständig, die Frauen für die Mädchenzimmer und die Männer für die Jungenzimmer. Für viele der Kinder war es der erste Ausflug ohne ihre Eltern. Diese Erfahrungen: das Zusammenleben, das Eingehen auf die Bedürfnisse des anderen, das gemeinsame Beten im Zimmer oder in der Kirche, das gegenseitige Unterstützen, das Kümmern um die Kleinen, das Aufrechterhalten der Körperpflege, das Beginnen des Tages mit einem Gebet, das gemeinsame Essen ... waren besonders wohltuende und erbauliche Erfahrungen. 
Diese Freizeit hat durch die erlebte Freude und das gemeinsame Gefühl die Teilnehmer und damit auch die anderen Gemeindemitglieder näher zusammengebracht. Auf diese Weise lernten sich die Kinder besser kennen, die Erwachsenen und die Familien ebenso. Es wurden neue Freundschaften geschlossen, neue Projekte geplant und Gott für all die geschenkte und gesegnete Zeit gepriesen. Alle äußerten den Wunsch, an weiteren Freizeiten oder Projekten in ähnlicher Form teilzunehmen. 
Wir danken Gott für diese fruchtbare und gesegnete Zeit!